hands-on-interviews

Hands-on Interviews

Methoden für die Nutzerforschung

Interviews sind nebst den Contextual Inquiries ein wichtiger Baustein in der Nutzerforschung. Sie ermöglichen den direkten Kontakt mit den Nutzern und lassen so wichtige Informationen aus ihrer Sicht bei einer Produktentwicklung einfliessen.

Wie werden Interviews erfolgreich eingesetzt und auf was sollte man bei der Anwendung achten? Diesen Fragen werden wir im folgenden Abschnitt genauer erläutern.

Zu Beginn, was sind genau Interviews?

Ein Interview ist ein geführtes Gespräch, in dem die gesprächsführende Person Informationen von der befragenden Person erlangt. Es unterscheidet sich zu anderen Befragungsformen wie einer Gruppendiskussion, Beobachtung oder bei Fragebögen, da man nur mit einer Person direkten Kontakt hat. So erhält man deren persönliche Haltung sowie Einstellung gegenüber einem Thema und dementsprechend die ganzheitliche Sichtweise dieser einen Person.

Es gibt 3 mögliche Arten Interviews zu führen: 
Strukturiert: Ein strukturiertes Interview beinhaltet präzise formulierte Fragen, deren Reihenfolge und Antworten vorgegeben sind. Die Befragung ist kontrolliert und durch einen Fragebogen aufgegliedert. 
Unstrukturiert: Eine freie Gesprächsführung, in der die zu stellenden Fragen nur thematisch vorgegeben sind. Die Fragen sind eher offen und entwickeln sich während des Gesprächs.
Halbstrukturiert: Die Gesprächsführung hält sich im Interview am Leitfaden fest. Dennoch können Fragen zusätzlich auch situativ ergänzt werden. 

Es gibt keine Regeln welche Interviewart angewendet werden soll, der Entscheid ist projektabhängig.

Vorbereitung eines Interview

Um sich für das Verfahren eines Interviews richtig vorzubereiten, ist das 3 Phasen Modell Vorbereitung, Durchführung und Auswertung optimal. Hier erläutern wir detaillierter über die verschiedenen Phasen:

Die Vorbereitung und Planung eines Interviews darf nicht unterschätzt werden. Tatsächlich benötigt die Planung sowie die Ausarbeitung der Fragen den grössten Zeitaufwand. 

Checkliste für die Vorbereitung eines Interviews
Checkliste für die Vorbereitung eines Interviews

Checkliste für eine effektive Vorbereitung: 
– klares Ziel setzen
– sich in die Forschungsthematik einarbeiten
– hypothetische Personas und Szenarien erstellen
– Formulierung von Fragestellungen und Hypothesen – Leitfaden erstellen
– Probeinterview führen und Fragen testen
– Auswahl von zielführenden Interviewpartnern
– Planung der Untersuchungen
– Antwortbogen für Notizen vorbereiten (evtl. Ton- oder Video- Aufnahme planen und testen)
– Auswertung nicht unterschätzen und kurz nach dem Interview einplanen

Durchführung eines Interviews

Mit dem Ziel, die individuelle Sicht wie auch die subjektive Meinung und die persönliche Empfindung der Befragten zu erfassen und verstehen, sollte bei der Durchführung des Interviews folgender Leitfaden eingehalten werden: 

Standard Ablauf eines Interviews

Einleitung: Ziel Gespräch und Grund den Befragten erklären. 
Warm-up: Sympathiefeld durch leichte Einstiegsfragen aufbauen und Verunsicherung abbauen.  
Sachphase: Fragen stellen und aktiv zuhören, Folgefragen stellen und in die Tiefe gehen. Am Ende jeder Frage die Antworten zusammenfassen und das Einverständnis des Befragtes abholen. 
Cooling-off:  Generelle zusammenfassende Fragen und offene Abschliessende Frage stellen. 
Wrap-up/Ausklang: Den Befragten das weitere Geschehen erklären. Die Kooperation wertschätzen, sich bedanken und verabschieden. 

Nicht jede Antwort der Befragten kann verständlich beantwortet werden, so muss der Interviewer bei Unsicherheiten stets nachfragen, was gemeint ist, damit die Hintergründe und Zusammenhänge der Antworten verständlich sind. Empfehlenswert ist es, den Befragten mit Neugierde sowie Interesse zu begegnen und stets einfühlsam zu sein. Widersprüche, ständige Korrekturen und Aufklärungen seitens Interviewer, können das Gespräch gefährden und in eine falsche Richtung lenken.  

Auswertung von Interviews

Qualitative Methoden führen zu Unmengen an Datenmaterial, welches ausgewertet, strukturiert und verdichtet werden muss. Zur Vermeidung von Fehlinterpretationen ist eine Auswertung durch zwei oder mehrere Personen empfehlenswert. Auswertungsschritte sind wie folgt zu wahrzunehmen: 

Kurze Fallbeschreibung: Pro Person die wichtigsten Themen und Zitate paraphrasierend zusammenfassen. 
Kodieren: Antworten nach Ähnlichkeiten gruppieren und pro Kategorie sortieren.
Interpretation und Zusammenfassung: Beziehung zwischen den Daten und der Gesamtaussage der Auswertung herstellen. 

Wichtiger Punkt bei den Interviews ist die Art der Fragestellung. Wie ich frage, entscheidet über die Qualität der Antworten.

Tipps für die Fragetechnik: 
– offene, kurze und konkrete Fragen stellen (W-Fragen) 
– Unterfragen, Kettenfragen und suggestive Fragen vermeiden 

Wann werden Interviews eingesetzt?

Interviews können an jeder Phase des Design Thinking Prozess eingesetzt werden

Interviews können in jeder Phase des Design Thinking eingesetzt werden. Sei es ganz am Anfang des Prozesses, um Bedürfnisse zu ermitteln und abzuklären, oder in fortgeschrittenen Phasen, um die erarbeiteten Prototypen und Ideen auf ihre Usability zu prüfen. Die Ziele und die entsprechenden Fragen müssen jeweils darauf angepasst werden.

Bei den Interviews generieren wir Daten anhand Nutzergruppen, Persona, Ist-User Journey, Anforderungskatalog und Anwenderbedürfnisse. Aufgrund dieser Daten entscheidet man sich für eine entsprechende Richtung im Projekt und unterstützt so Geschäftsentscheidungen.

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